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Begegnung im Fokus 27

 

Als ich im Oktober 2007 am Monroe Institute eintraf, sah ich den kommenden Tagen mit gemischten Gefühlen entgegen. Anders als bei meinen vorherigen Besuchen, hatte ich mich diesmal nur zögerlich für einen Kurs entschieden. Das "Lifeline" Programm befand sich außerhalb meines Interessenbereichs. Nicht lag mir ferner, als Kontakt zu Verstorbenen zu suchen oder das Jenseits zu erkunden. Aber es war das einzige Programm am Monroe Institute, das 2007 in meinen Terminplan passte.

 

Ich war bei meiner Ankunft überrascht, eine so bunt gemischte Gruppe von Menschen aus allen Lebenslagen anzutreffen. Von einem BWL Studenten aus Finnland über einen Hundefriseur aus Toronto bis hin zur 12-fachen Großmutter aus Texas war so ziemlich alles vertreten. Aus irgendeinem Grund hatte ich angenommen, dass die Thematik vornehmlich alte, kranke und/oder trauernde Menschen ansprechen und die Stimmung dementsprechend gedämpft sein würde. Aber schon bei der Begrüßungsrunde wurde viel gelacht und meine Bedenken, dass Thema könnte zu "schwer" sein, verflüchtigte sich schnell.

 

Beim Abendessen lernte ich Sally aus Florida kennen. Eine quirlige Mittfünfzigerin, die erst wenige Monate zuvor ihren Ehemann verloren hatte. Trotz dieses Schicksalsschlags wirkte Sally ausgeglichen und lebensbejahend. Im Laufe des Gesprächs stellten wir einige Gemeinsamkeiten fest. Wir hatten in der Vergangenheit die gleichen Programme am Institut besucht, waren beide ausgebildete Yogalehrer und da Sally eine österreichische Mutter hatte, sprach sie sogar etwas deutsch. Wie auch ich, hatte Sally im Vorfeld mit sich gehadert, ob dieser Kurs der richtige für die war. 

 

Behutsam wurden wir am folgenden Tag von unseren beiden Trainern auf die bevorstehenden Hemi-Sync® Übungen vorbereitet.

Mit jeder Meditation wuchs mein Interesse an der angebotenen Thematik. Ich stellte zu meiner Überraschung fest, dass ich einen natürlichen und angstfreien Zugang zu den angesteuerten Bewusstseinsebenen jenseits der physischen Realität fand, auch wenn die Wahrnehmungen anfangs sehr schwammig und nicht sehr präzise waren.

Umso gespannter lauschte ich den Berichten der anderen Teilnehmer, von denen einige bereits am ersten Tag sehr klare Wahrnehmungen hatten und sogar von Kontakten zu Verstorbenen sprachen. Natürlich kamen dabei Emotionen auf und es flossen hier und da auch Tränen. Aber die Stimmung war allgemein fröhlich und von einer sehr positiven Energie durchtränkt.

 

Sallys und mein Weg kreuzten sich im Laufe der Tage regelmäßig in den Pausen und bei den Mahlzeiten. Fast nebenbei bemerkte sie bei einer Tasse Kaffe, dass es zu einer Verbindung mit ihrem verstorbenen Mann gekommen war.

„Ich hatte eigentlich gar nicht damit gerechnet, aber in der letzten Mediation, ist mir John tatsächlich begegnet."

„Oh, Wow”, entgegnete ich. „Das freut mich für dich.”

Sallys Reaktion kam überraschend.

„Es klingt vielleicht etwas seltsam. Und ich bin natürlich sehr dankbar über die Begegnung mit John. Aber, um ehrlich zu sein, hatte ich gehofft, mit jemand anderem in Kontakt treten zu können.”

Bevor ich etwas erwidern konnte, wurde unser Gespräch jäh von einer anderen Teilnehmerin unterbrochen. Zu gerne hätte ich gewusst, wen Sally an Stelle ihres Mannes hatte treffen wollen.

 

Am späteren Abend stand eine Reise zu Fokus 27 auf dem Programm.  Der Ort, den Robert Monroe in seinem Buch Über die Schwelle des Irdischen hinaus als “der Park” bezeichnet. Eine nicht-physische Umgebung, in der sich neben dem Empfangsbereich für Neuzugänge Monroes Beschreibungen zufolge u.a. auch ein Zentrum für Regeneration und Heilung befindet.

Mit der bestimmten Absicht, dieses Heilzentrum zu erkunden, machte ich mich an diesem Abend auf den Weg. Vertrauensvoll und entspannt ließ ich mich von den Hemi-Sync® Frequenzen in das Energiefeld von Fokus 27 tragen. Dort angekommen bekräftigte ich noch einmal meine Absicht in Form einer Affirmation.

Folgend ein Auszug aus meinen Originalaufzeichnungen von 2007:

 

Ich stehe vor einer Glastür in einem Gebäude, das von einem wohligen Licht durchflutet wird. Um mich herum nehme ich Stimmen wahr, kann sie aber niemandem zuordnen. Die Tür öffnet sich in dem Moment, in dem ich den Gedanken fasse, sie öffnen zu wollen. Das Licht ist überall und in jedem Winkel. Egal wo ich hinsehe, nichts als Licht. Keine Schatten.

Intuitiv bewege mich auf einen Raum am hinteren Ende des Gangs zu. Meine Wahrnehmung ist sehr undeutlich. Alles wirkt verschwommen und schemenhaft. Intuitiv nehme ich den Raum als eine Art Behandlungszimmer wahr.

„Willkommen!”, höre ich eine Stimme sagen. Ich erwidere ich den Gruß, ohne zu wissen, von wem er kam. Dann wird plötzlich alles klar und die visuellen Eindrücke sind deutlicher.

 

In einem Bett an der Fensterseite des Raums liegt eine blasse Gestalt. Am Fußende steht ein Mann mit asiatischen Gesichtszügen, den ich als Arzt wahrnehme. Wie selbstverständlich begrüßt er mich und stellt sich als Dr. Phil vor. Er bittet mich freundlich aber bestimmt, die Behandlung, die er seinem Patienten geben wird, genau zu beobachten.

Dr. Phil geht in die Hocke, und hält seine Handflächen an die Fußsohlen des Patienten, ohne diese jedoch zu berühren. Ich nehme deutlich wahr, wie ein Energiestrom durch Hände von Dr. Phil austritt und durch die Fußsohlen des Patienten in dessen Körper eintritt. Der ganze Raum erhellt sich umgehend. Wenige Augenblicke darauf, bewegt der Patient seine Arme und Beine. Es kommt zu einem kurzen Austausch zwischen den beiden Männern, den ich nicht zu verstehen vermag. Beide machen einen sehr zufriedenen Eindruck.

 

Dr. Phil wendet sich mir zu und erklärt, dass die Energiebehandlung sehr intensiv und regenerierend für den Patienten war.

„Kann ich diese Art der Behandlung lernen und auf der Erde verabreichen?” will ich spontan wissen.

„Nein. Das würde kein physischer Körper überleben”, ist die Antwort, „aber ich kann dir gerne etwas beibringen, was du bedenkenlos anwenden kannst.”

Dr. Phil fordert mich auf, seinen Platz am Fußende des Betts einzunehmen. Intuitiv halte ich meine Hände an die Fußsohlen des Patienten und spüre, wie eine Spirale aus leuchtender Energie aus meinen Handflächen heraus bis in den Körper des Patienten zu fließen beginnt. Dr. Phil nickt mir ermutigend zu. „Sehr gut. Genauso”, höre ich ihn sagen. Die Behandlung dauert nur Sekunden.

 

Als ich mich aufrichte, steht ein zweiter Arzt im Raum. Ein sehr großer Mann mit auffallend blauen Augen und dichtem schwarzen Haar. Er scheint über meine Anwesenheit enorm erfreut zu sein.

„Ich bin David”, stellt er sich vor. Ich bin jetzt hier beschäftigt. Das kannst du ihr sagen. Mir geht es gut. Und ich liebe meine Arbeit.” Das Glücksgefühl, das David ausstrahlt wirkt ansteckend.

„Wem soll ich das sagen?” will ich wissen.

Ohne auf meine Frage zu antworten fährt David fort: „Wir behandeln hier vor allem die Neuzugänge, die zu Lebzeiten sehr krank waren oder durch einen Unfall ums Leben gekommen sind.”

Er streckt mir seine Hand entgegen und zeigt mir einen klobigen goldenen Ring mit einer Art Wappen drauf.

„Daran wird sie mich erkennen. Sag ihr meinen Gruß. Sag ihr, bei Dr. Dave ist alles in Butter.”

Ehe ich etwas erwidern kann, verschwimmt meine Wahrnehmung und es wird schwarz um mich herum. Ich spüre ein starkes Ziehen in meinem Kopf. Mein physischer Körper verlangt nach meiner vollen Aufmerksamkeit.

 

Als ich realisierte, dass ich mich wieder im Wachbewusstsein befand, griff ich umgehend zu Stift und Notizblock. „Bei Dr. Dave ist alles in Butter”, tönte es noch immer in meinem Kopf. So ein Quatsch!

Nachdem ich meine Aufzeichnungen beendet hatte, versuchte ich das Erlebte irgendwie einzuordnen. Ich wusste, es war kein Traum gewesen. Aber was war es dann?

 

Als die Gruppe sich zur Besprechung versammelte, nahm ich im Kreis der anderen Teilnehmer Platz. Sally, die mir gegenüber saß, winkte mir lächelnd zu. Nach Aufforderung der Trainer begann ich meine Erfahrung mit der Gruppe zu teilen - noch immer nicht sicher, ob nicht alles nur ein Traum war. Ich berichtete von Dr. Phil und von der Energieübertragung, die ich vornehmen durfte.

„Und dann war da noch ein anderer Arzt, der sich Dr. Dave nannte", erklärte ich zögernd und fügte nach einer kurzen Atempause lachend hinzu: „Bei Dr. Dave ist alles in Butter."

Sally hatte Mühe ihren spitzen Schrei zu unterdrücken. Sie setzte sich ruckartig auf und verließ eilig den Raum.

„Ich bin gleich wieder zurück!" tönte ihre Stimme aus dem Treppenhaus.

 

Sally war außer sich, als sie Minuten später mit einem Photo in der Hand wieder auftauchte. Als ich den schwarzhaarigen Mann mit den blauen Augen sah, bekam ich umgehend eine Gänsehaut.

„Das ist er. Das ist Dr. Dave", rief ich überrascht.

Sally schossen die Tränen in die Augen.

„Ich weiß”, sagte sie schluchzend. „Das ist mein Bruder. David war Onkologe. David ist vor drei Jahren an einer Blutkrankheit gestorben. Bei unserem letzten Telefonat sagte er: ‘Mach dir keine Sorgen, Schwesterherz. Bei Dr. Dave ist alles in Butter’."

 

Ich war sprachlos. Mit diesem Satz hatte David gleich zwei Menschen tief berührt: seine Schwester Sally, die auf ein Zeichen von ihm gehofft hatte und mich, einen völlig Fremdem, dessen Weltbild plötzlich ernsthaft zu schwanken begann.

 

Als ich Sally anschließend noch von dem goldenen Ring berichtete, den ihr Bruder mir gezeigt hatte, flossen die Tränen wie ein Wasserfall. Es war der Ring von Davids Bruderschaft aus Studienzeiten, den er bis zu seinem Tod getragen und Sally vererbt hatte.

 

*

 

Wie wichtig der Kontakt zu unseren Liebsten jenseits der physischen Welt ist, wurde mir erst im Laufe der letzten Jahre wirklich bewusst. Natürlich kann so eine Begegnung, wie David und ich sie teilten, eine enorm heilende Wirkung auf die Hinterbliebenen haben. Aber auch für diejenigen, die ihre physische Hülle zurückgelassen haben, ist es enorm wichtig, losgelassen zu werden, damit sie ihre evolutionäre Entwicklung fortsetzen können - zum Wohle aller. Ein Aspekt, den wir in unserem Workshop "Into the Light - Reise ins Licht" genauer betrachten.

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